Wir brauchen wieder mehr bezahlbaren Wohnraum

In Anlehnung zum Kommentar im West Wärts 38, von Mario Lang:

Günstiger oder geförderter Wohnraum steht im Vorderen Westen kaum noch zur Verfügung, Mieten und Verkaufspreise steigen rasant an. Jahr für Jahr fallen weitere Wohnungen aus der Sozialpreisbindung ehemaliger Förderprogramme. Eine Verlängerung der Preisbindungen ist nicht vorgesehen… Die Kasseler Verantwortlichen in Stadtentwicklung und Politik gingen lange Zeit davon aus, dass unsere Innenstadt an Einwohnern verliert und vorhandener Wohnraum ungenutzt leer steht. Es wurde kaum in den Neubau von Sozialwohnungen investiert. Ein Fehler, wie sich nun herausstellt.

Wien gilt hier international als Beispiel für günstigen Wohnraum in Großstädten. Etwa jede vierte Wohnung befindet sich im Besitz der Stadt. Seit über 90 Jahren wird dort eine durchgängige Politik des aktiven sozialen Wohnbaus betrieben – günstige Mieten sind die Folge und absolute Ausnahme für eine europäische Metropole.

 

Der durchaus richtige Ansatz unsere GWG (Kasseler Wohnungsbaugesellschaft, zu 100% städtisch) lag in den vergangenen Jahren darin, eine möglichst warmmietenneutrale Sanierung des weitläufigen Bestandes durchzuführen. Damit konnte bereits günstiger Wohnraum langfristig gesichert werden.

Dieses Angebot reicht nicht mehr aus, viele Wohnungen fehlen! Es ist höchste Zeit, dass die GWG Strategien entwickelt, um ergänzend zu den Sanierungsmaßnahmen kurzfristig in allen Stadteilen Wohnbauten zu errichten. Mögliche Standorte sind zu definieren und jeweils in ein breit diskutiertes, baulich und sozial stimmiges Stadteilkonzept der Wohnungspolitik einzubinden. Der Grundbesitz der Stadt wird ergänzt werden müssen, um damit eine strategische Bauland- und Innenentwicklung in den bestehenden Quartieren möglich zu machen.

Noch vor den großartigen Ansätzen der SPD in Frankfurt und dem zurückliegenden Kasseler-StaVo-Antrag der Linken, hat die Stadtteil-SPD im Kommunalwahlkampf 2016 die Frage aufgeworfen, ob aktuell eine Quotenregelung für Sozialwohnungen ab einem bestimmten Bauvolumen -auch von privaten Investoren- gefordert werden kann und muss. Frankfurt, München, Hamburg, Freiburg, Münster und weitere Städte haben den Bedarf hierfür längst erkannt…

Eine soziale Durchmischung in allen Stadtteilen mit altem wie neuem geförderten Wohnraum – auch über eine Quotenregelung – ist aus meiner Sicht dringend notwendig!

 

Hier ein Link zum aktuellen Positionspapier des Vereins Kassel-West e.V., erarbeitet vom: Arbeitskreis Wohnraumpolitik, dem Prof. Dr. Hermann Bullinger, Dr. Hans-Helmut Nolte und Mario Lang angehören:

Positionspapier Kassel-West e.V.